Volksschule und Musikum SIE

OASE. Lernen | Freizeit | Spielen.

STÄDTEBAU

Eingebettet in einen heterogenen und eher undifferenzierten städtebaulichen Kontext von Kasernengelände, Wohnbebauung, Gewerbegebiet, Autobahn und Flughafen wird auf dem Planungsgebiet ein akzentuiertes Projekt vorgeschlagen, das über attraktive Freiräume einladend und mit der Nachbarschaft verbindend wirkt. Unter den Aspekten der ökologischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Nachhaltigkeit wird eine Oase zum Wohlfühlen (Lernen, Freizeit, Spiel …) geschaffen, die sich zum Ort hin öffnet. Der umgebende Freiraum wird als durchgrünter Garten ausgebildet (Mikroklima, Schallschutz, Beschattung…). Zentrum der Oase ist ein klar formuliertes Gebäude, das in einem den Nutzungen entsprechenden ausgewogenen Verhältnis zwischen Introvertiertheit und Extravertiertheit im Dialog mit seiner Umgebung steht.  Im gegebenen Umfeld wird eine positive Ergänzung zur Wohnbebauung entwickelt und ein klarer Konterpunkt zu den weiteren umgebenden Nutzungen gebildet. So soll ein positives und nachhaltiges physisches Umfeld als Grundlage einer zeitgemäßen Pädagogik und als Mehrwert für die Lebensgestaltung aller weiteren Nutzer geschaffen werden.

Erschließung, Adressbildung, Situierung

Der Haupteingang der Schule ist über einen großzügigen Vorplatz zur Mühlwegstraße mit Busstation und Geh- und Radweg orientiert und setzt ein klares Statement im Straßenbild. Der Nebeneingang für die TMK und das Musikum, sowie für Sportvereine und andere entsprechende Nutzungen orientiert sich nach Nordwesten und liegt in kürzester Verbindung zum bestehenden Musikerheim. An der westlichen Grundstücksgrenze führt ein Geh- und Radweg zum südwestlichen Anschlusspunkt der zukünftigen Neuerschließung des Kasernengeländes und dient gemeinsam mit den angrenzenden Flächen als Vermittlung und Puffer zwischen Wohnbebauung und Schule. Im westlichen und nördlichen Bereich des Bildungsareales entsteht so (auch im Zusammenspiel mit der KFZ-Zufahrt) ein vielfältig nutzbarer, allgemein zugänglicher hochwertiger Freiraum, in dem auch die geforderten Stellplätze, sowie die Zufahrt für die Müllabfuhr und Anlieferung integriert sind. Nach Osten bzw. Süden hin werden die exklusiv für die Schule nutzbaren Freiräume angeordnet, die auch mit dem öffentlichen Freiraum koppelbar sind.

ENTWURFSGEDANKEN

3+ Funktionsbereiche | 1 Gebäude

Im Gebäude werden die drei Hauptfunktionen Volksschule, TMK (Trachtenmusikkapelle) / Musikum und Sporthalle (Mehrfachnutzung für Schule, Veranstaltungen und Sportvereine) verknüpft. Die gemeinsam genutzte Sport- und Veranstaltungshalle rückt somit wie ein Innenhof in das Zentrum der Anlage. Entsprechend erfolgt die Zugänglichkeit und innere Erschließung, die gemeinsam mit der Anordnung der Funktionsbereiche die Struktur des Gebäudes mitbestimmt. Den Haupteingang zur Schule bildet die Aula im Norden, der davon unabhängig nutzbare Nebeneingang zum Musikum und zur Sporthalle wird im Nordwesten angeordnet und ist auch für die Anlieferung nutzbar. Diese Konfiguration ermöglicht neben der Grundnutzung (Schule-TMK/Musikum-Sportvereine) vielfältige weitere Nutzungsvarianten, wie z.B. in der Maximalvariante den Zusammenschluss von Aula / Bibliothek / Veranstaltungsraum / Speiseraum mit der Turn-bzw. Veranstaltungshalle und den Räumlichkeiten der TMK, mit der Aula als Besuchereingang und dem Nebeneingang als abtrennbaren Zugang für die Mitwirkenden. Zwischen diesen Extrema sind zahlreiche Abstufungen möglich, auch, da die Verbindung Cluster – Nachmittagsbetreuung ebenso über eine interne (Flucht-)Treppe gewährleistet ist. Zentrales Element bildet dabei die in der Aula über drei Geschosse reichende Treppenanlage mit großzügigen Lufträumen, Sitzstufen zur Aula und zur Bibliothek und einer Kletterwand im UG. Die Treppenanlage ermöglicht eine entsprechende Verteilung der Nutzer, wie z.B. eine schnelle Verbindung zwischen Clustern, Nachmittagsbetreuung und Turnhalle, oder von der Turnhalle zu den Außenanlagen.

Dabei ermöglicht die klare, offene Gebäudestruktur hohe Flexibilität und die Anpassbarkeit an sich im Nutzungszeitraum verändernde Nutzungsbedingungen, die kompakte Baukörperkonfiguration trägt zur Energieeffizienz bei, die angedachte Mischbauweise – Einsatz von Stahlbeton nur dort, wo notwendig (Kerne, Bauteilaktivierung, konstruktives Erfordernis usw.) – mit einem hohen Anteil an vorgefertigten Holzbauelementen geht verantwortungsvoll mit den natürlichen Ressourcen um.

Baukörper

Im gartenartigen Freiraum werden die Ebenen für Dach und Decken so platziert, dass ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen erzielt wird. Ausgehend von der sich so ergebenden Kubatur mit der Sporthalle im Zentrum wird der Baukörper an die Nutzungszusammenhänge angepasst. Die allgemeinzugänglichen Bereiche werden dementsprechend im EG bzw. UG angeordnet und die Sporthalle folglich in das Gelände „hineingedrückt“. Dadurch entsteht im OG ein attraktiver, den Clustern zugeordneter Schulhof zum gemeinschaftlichen Lernen und für die Pausen. Um diesen Hof gruppieren sich die Cluster und der Bereich für Kreativ- und Naturunterricht. Umlaufende Balkone und Terrassen bieten die Möglichkeit zu geschützten außenliegenden Lernbereichen und Freiräumen. Durch „Auseinanderziehen“ des umbauten Raumes entsteht ein im Grundriss siebeneckiger, kompakter Baukörper ohne Vor- und Rücksprünge mit durchlaufendem Tragsystem und vorgelagerten Freiflächen, dessen Geometrie die Ausbildung flächenoptimierter Grundrisse und differenzierter räumlicher Zusammenhänge ermöglicht. Die „Verdrehung“ der Dachplatte bewirkt eine im Tagesverlauf optimierte Beschattung. Weiters bilden sich durch die so entstehenden Vordachsituationen die unterschiedlichen Funktions- und Eingangsbereiche nach Außen ab und erhält das Gebäude spielerische, städtebauliche Signifikanz.

Freiräume

Fließende Übergänge zwischen Innen und Außen und vielfältige Ein- und Ausblicke, die durch die Aussicht auf das Gebirgspanorama abgerundet werden, prägen das Entwurfskonzept. Die Cluster im OG werden durch den Innenhof und umgebende Balkone, die die Räume zum mit Bäumen bepflanzten Garten erweitern, zu Klassen im Grünen, ähnlich einem Baumhaus. Der Innenhof im 1.OG kann für clusterübergreifende Aktivitäten, für Unterricht im Freien und als Pausenhof genützt werden, die umlaufenden Balkone können den jeweiligen Nutzungen als Erweiterung im Freien zugeordnet werden. Auf der Erdgeschossebene wechseln einander je nach Funktion versiegelte mit unversiegelten Flächen ab und werden durch (teil-)überdachte Terrassen ergänzt. Der vielfältige, das Gebäude umgebende Freiraum soll auch in seiner Bepflanzung (z.B. Naturlehrpfad) und abwechslungsreichen Gestaltung und Zonierung ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept unterstützen.

Auslober: Gemeinde Wals-Siezenheim
Leistung: Wettbewerb
Zeitraum: 2019